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Der Briefwechsel von Nicolaus I Bernoullis umfasst 603 Briefe. Die umfangreichste erhaltene Korrespondenz unterhielt er mit Pietro Antonio Michelotti im Zusammenhang mit seiner Berufung auf den Lehrstuhl in Padua. Von Padua aus korrespondierte er mit den Basler Mathematikern und weiteren Freunden und Verwandten seiner Heimatstadt. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz unterhielt er kleinere Korrespondenzen mit Kollegen aus Italien. Inhaltlich interessant ist hauptsächlich seine Korrespondenz mit Pierre Rémond de Montmort.

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Nicolaus I Bernoulli (1687-1759) war ein Neffe der Mathematiker Jacob und Johann I Bernoulli. In seiner Magisterarbeit verteidigte er eine der Reihendissertationen seines Onkels Jacob. Sein Jura-Studium schloss er dann 1709 mit einer Dissertation über den Nutzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung zur Lösung bestimmter juristische Probleme ab. Eine seiner Bildungsreisen führte ihn 1712/13 nach England, wo er Newton persönlich auf eine wichtige von Johann I Bernoulli entdecke Beweislücke in dessen Principia von 1687 aufmerksam machte und den Autor zur Korrektur in der zweiten Auflage von 1713 veranlasste. Auf der Rückreise von England weilte er einig Monate bei Pierre Remondis de Montmort in dessen Schloss in der Champagne und diskutierte mit seinem Gastgeber Probleme der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Zurück in Basel gab Nicolaus I Bernoulli 1713 die Ars conjectandi seines 1705 verstorbenen Onkels Jacob im Druck heraus und sicherte so diesem bisher unveröffentlichten Buch, das die Wahrscheinlichkeitsrechnung systematisch begründete, weite Verbreitung. Nach vergeblichen Bewerbungen um einen Lehrstuhl in Basel erhielt er durch die Bemühungen von Leibniz und dessen Freundeskreis 1716 als Nachfolger des Baslers Jacob Hermann den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Padua. Wieder in Basel versah Nicolaus I Bernoulli ab 1722 den Lehrstuhl für Logik und ab 1731 bis zu seinem Tod den für Lehensrecht. 1744 gab Nicolaus I Bernoulli zusammen mit Gabriel Cramer noch die Opera omnia seines Onkels und Mentors Jacob Bernoulli heraus.

Nicolaus I Bernoulli hat nur Weniges, dafür aber Bedeutendes zur Mathematik publiziert. Sie betreffen z.B. die Riccati'sche Differentialgleichung oder die Theorie der Lösungen schwieriger Trajektorienprobleme. Un diesem Zusammenhang legte Nicolaus I Bernoulli erste Grundlagen zur Methode der partiellen Differentiation. Zahlreiche wissenschaftliche Probleme vor allem zur Wahrscheinlichkeitstheorie und zur Konvergenz unendlicher Reihen hat er nur in seinem Briefwechsel (ca. 550 erhaltene Briefe) behandelt und mitgeteilt. Wichtige Briefe wurden von Montmort in der 2. Auflage seines Essay d'Analyse sur les jeux de hazard gedruckt. Unpubliziert blieb zunächst Nicolaus I Bernoullis Lösung des Problems der Summe der inversen Quadratzahlen (1737), an dem Leibniz und sein Onkel Jacob gescheitert waren, seine Entdeckung der Vertauschbarkeit der Operatoren bei der partiellen Differentiation oder seine Vorschläge zur Lösung des sogenannten Petersburger Paradoxons, die in der brieflichen Diskussion mit seinem Cousin Daniel Bernoulli zum Ausgangspunkt einer neuen Wertlehre in der Nationalökonomie führten. Seine Einführung mathematischer Methoden in die Jurisprudenz in seiner Dissertation De usu artis conjectandi in jure z.B. bei der Bestimmung des "justum pretium" bei Verträgen oder Versicherungen wird erst gegenwärtig erforscht. Seine Korrespondenzen mit Daniel Bernoulli, Euler, Leibniz oder Montmort werden noch weitere Aufschlüsse über die wissenschaftlichen Aktivitäten von Nicolaus I Bernoulli geben.

(Fritz Nagel)

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